
Einmal, in einem weit entfernten, geheimnisvollen Wald, lebte ein ganz besonderes Fabelwesen namens Karkatan. Karkatan war weder ganz ein Tier noch ganz ein Mensch, sondern eine Mischung aus beidem. Mit seinem flauschigen, bunten Fell und den großen, leuchtenden Augen war er der beste Freund der Tiere und der Pflanzen im Wald. Alle Tiere, von den kleinen Mäusen bis zu den großen Rehen, liebten Karkatan, weil er immer freundlich und hilfreich war.
Eines Tages bemerkte Karkatan, dass sich etwas Unheimliches im Wald abspielte. Eine dunkle Wolke schwebte über dem Wald und die fröhlichen Vögel sangen nicht mehr. Die Blumen schlossen ihre bunten Blüten und selbst die Sonne schien etwas trübe. Karkatan beschloss, nach dem Rechten zu sehen und tat sich mit seinen Freunden, dem mutigen Fuchs Felix und der schlauen Eule Elisa, zusammen.
Als sie tiefer in den Wald vordrangen, kamen sie zu einer alten, knorrigen Eiche, die von einer schaurigen Stimmung umgeben war. Unter der Eiche lebte die böse Hexe Morbide. Sie war dafür bekannt, dass sie Streit und Zank unter den Waldbewohnern sät. Morbide war anders: Ihre langen, dunklen Haare hingen wie schlaffe Spinnenweben herab, und ihre Augen funkelten bösartig.
„Was macht ihr hier in meinem Wald?“, knurrte sie und blickte Karkatan mit einem furchteinflößenden Lächeln an. „Ich werde den Wald für immer in Dunkelheit hüllen!“
Karkatan spürte, dass Morbide sauer war und dass sie die Tiere und Pflanzen nicht verstand. „Aber warum willst du das tun, Hexe?“, fragte Karkatan mutig, obwohl sein Herz ein wenig pochte. „Die Tiere brauchen den Wald. Sogar du hast hier deinen Platz, auch wenn du anders bist!“
Morbide schnitt mit ihrer Hand durch die Luft. „Was kümmern mich die Tiere? Sie sind schwach und belanglos! Es gibt nur einen, der zählt – und das bin ich!“ Sie schickte einen magischen Blitz, der direkt auf Karkatan zu raste. Doch der Fabelwesen, klug wie er war, verwandelte den Blitz in ein Regenbogenfunken, der den Wald in ein farbenfrohes Licht tauchte!
Die Tiere schauten verwundert zu, als Karkatan munter lächelte und rief: „Kommt alle her! Lass uns Morbide zeigen, wie schön unser Wald ist!“ Karkatan summte ein fröhliches Lied und überall um ihn herum begannen die Tiere, sich ihm anzuschließen. Der Fuchs, die Eule und viele andere Waldtiere tanzten und sangen, voller Freude und Mut, während sie unsichere Sprünge um die Hexe machten.
Zuerst war Morbide wütend. Aber als sie das Lächeln der Tiere sah, und wie sie alle zusammen arbeiteten und ihre Unterschiede akzeptierten, begann sie sich unwohl zu fühlen. Die Farben des Regenbogens umarmten sie sanft und plötzlich spürte sie etwas, das sie seit langem vergessen hatte: Gemeinschaft.
Karkatan näherte sich ihr vorsichtig. „Sieh, Morbide. Wir alle sind unterschiedlich und das macht uns stark. Jeder von uns hat einen eigenen Platz hier im Wald! Glaubst du nicht, dass auch du etwas Wertvolles beisteuern kannst?“
Die Hexe begann zu zweifeln. „Aber die Tiere… mit ihrem Geschrei und ihrer Freude! Ich wollte nur allein sein!“
„Aber wenn du dich allein fühlst, wie kannst du dann die sonnigen Tage genießen? Es ist schön, Freunde zu haben,“ sagte Elisa, die Eule weise. „Gemeinsam sind wir stärker!“
Die Worte der Eule, die Stärke der Tiere und Karkatans Mut ließen Morbide innehalten. Dann geschah etwas Unglaubliches: Sie sah die Freude, die Farben und die Unterschiede, und es erschien ihr, als ob etwas in ihrem Herzen aufblühte.
Langsam kam Morbide näher und ihr Gesicht wandelte sich. „Vielleicht ist es nicht so schlecht, Teil der Gemeinschaft zu sein?“, murmelte sie. „Ich habe das nie wirklich versucht.“
Karkatan lächelte und streckte seine Hand aus. „Komm, lass uns gemeinsam schöne Dinge schaffen! Wir können zusammen helfen, und vielleicht sogar unsere eigenen wundervollen Zauber machen!“
Die Tiere umarmten Morbide, und das Lächeln kehrte auf ihr Gesicht zurück. An diesem Tag wurde die böse Hexe zur freundlichen Nachbarin. Von nun an feierten die Tiere und Morbide gemeinsam das Leben im Wald. Sie lernten von einander und entdeckten die Schönheit, die in ihren Unterschieden lag.
Karkatan, der mutige Fabelwesen, hatte nicht nur den Wald beschützt, sondern auch eines der wertvollsten Geschenke des Lebens geteilt: die Fähigkeit, andere und deren Unterschiede zu respektieren und zu akzeptieren. Gemeinsam lebten sie glücklich, und die Farben des Waldes erblühten wie nie zuvor.
Und so schloss der Wald in dieser Nacht neue Freundschaften, und jeder, der sich die Mühe machte, mit dem Herzen zuzuhören, fand einen Platz in der funkelnden Gemeinschaft. Freunde, die alle Unterschiede respektierten und gemeinsam für das Gute kämpften. Mit dem Abendstern, der hoch am Himmel funkelte, fiel der Wald in einen friedlichen Schlaf.